Der Weltfrauentag als Anlass, auf ganz perverse Weise den Backlash zu zelebrieren

Von Dr. Verena Brunschweiger, 07. März 2021

Dass man als Frau daheim eingesperrt, vergewaltigt und geschlagen werden kann – seit ca. genau einem Jahr mit voller Billigung durch den Staat – ist eine Sache. Die ebenfalls durch die Maßnahmen bedingte Retraditionalisierung ganz generell eine andere.

Es ist schlichtweg perfide, den 8. März, den Internationalen Frauentag, dergestalt zu missbrauchen, wie das Bücher Pustet Regensburg tut.

Da liegen auf einem Büchertisch zum Thema tatsächlich die drei folgenden Bücher ganz vorn: die Biographien von Cathy Hummels und Michelle Obama und das Machwerk POWER FRAUEN HÄKELN, ein Buch mit 16 Häkelanleitungen.

Screenshot, https://www.br.de/nachrichten/bayern/200-jahre-pustet-auf-der-suche-nach-dem-familiengeheimnis,RyxneiR

 

Einen bekannten, reichen Mann heiraten und oder ein bisschen Handarbeit – ist das deren Ernst?!

Bücher Pustet bemüht sich durch diese Auswahl nach Kräften, ein Rollenbild zu promoten, das ungefähr so progressiv ist wie der Muttertag – von den Nazis zwar nicht erfunden, aber nicht umsonst maßlos gehypt.

POWER FRAUEN HÄKELN ist eine Neuerscheinung vom 1. März 2021, die zum aktuellen gesellschaftlichen Klima passt wie Arsch auf Eimer (nein, das muss man leider so vulgär ausdrücken und ja, das DARF man, GERADE als promovierte Germanistin, meine lieben Hate-Stalker!): statt etwas zu tun, damit man eventuell selbst Erfolg hat, reicht es doch auch, die Figürchen, die so beeindruckend sind, einfach nachzuhäkeln, während man seine Kinder daheim betreut, was doch ohnehin viel besser ist. Nicht umsonst wird das Buch folgendermaßen angepriesen:

Perfekt für Mütter, Töchter, Schwestern, Tanten oder Freundinnen und natürlich auch alle Männer, die im Team Girlpower sind!

Das „perfekte Häkelvergnügen“ soll uns davon abhalten, Grundrechte einzuklagen, wirklich interessante Dinge zu lesen oder zu lernen oder anlässlich des Internationalen Frauentags vielleicht sogar derer zu gedenken, die es durch ihr radikalfeministisches Engagement möglich gemacht haben, andere Betätigungsfelder als die Handarbeit für sich zu entdecken.

ICH danke nicht Yvonne Rapp, der Autorin der Häkelanleitungen, auch nicht Frau Merkel, ICH danke Janice Raymond, Gloria Steinem, Sheila Jeffreys und Rebecca Solnit!